Humanitäre plastische Chirurgie

„Es ist nicht unser Verdienst, in eine Welt des Wohlstands und der optimalen medizinischen Versorgung geboren worden zu sein. Es ist nicht deren Schuld, mit einer Fehlbildung oder Verbrennungsfolgen in einem Entwicklungsland aufzuwachsen, in dem es für die Armen keine Möglichkeit der Plastischen Chirurgie gibt. Lasst uns deshalb die Ungerechtigkeit der Natur ausgleichen, soweit es in unserer Macht steht.“ Professor Gottfried Lemperle

Humanitäre Plastische Chirurgie – ein Paradox? Entwicklungsländer haben doch andere als ästhetische Probleme und leiden unter Hunger, Krieg oder Naturkatastrophen. Warum also gehen wir Plastischen Chirurgen in die Dritte Welt? Vor allem weil es dort einen enormen Bedarf an Plastischer Chirurgie gibt. Auf unseren Einsätzen operieren wir Menschen, die durch angeborene Fehlbildungen, Verbrennungen, Kriegsverletzungen oder Infektionen wie Lepra, Kinderlähmung oder Noma gezeichnet sind. Sie haben in ihren Ländern keinen Zugang zu Operationen. Und weil sich unser Fachgebiet leicht „exportieren“ lässt: Wir haben keine großen oder speziellen Instrumente, und unsere Operationen führen zu schnellen und sichtbaren Erfolgen.

Durch die humanitären Einsätze haben wir gelernt, dass jede wiederherstellende Chirurgie immer auch ästhetische Chirurgie ist. Schönheit und Harmonie sind kein Vorrecht der Reichen, auch arme und ungebildete Menschen wissen, was ästhetisch ist. Es bedeutet für sie, dazuzugehören, akzeptiert zu werden, in der Menge unterzutauchen – besser zu leben. Das ist das Ziel unserer wiederherstellenden Operationen, ob in einem Entwicklungsland oder bei uns zu Hause.

Hinter unseren Einsätzen steht die Hilfsorganisation Interplast, die Dr. Donald Laub 1965 in den USA gegründet hat. 1980 fand der erste deutsche Einsatz in Ghana statt. Seitdem hat Interplast Deutschland auf fast 1.600 Hilfseinsätzen mehr als 105.000 Patientinnen und Patienten operiert. Unter der Präsidentschaft von Dr. André Borsche wurde Interplast zur größten plastisch-chirurgischen Hilfsorganisation in Europa.

Die Arbeit von Interplast wird vom Engagement des Einzelnen getragen und ist gerade deshalb so effektiv. Während unseres Jahresurlaubs fahren wir in Entwicklungsländer und bekommen weder ein Gehalt noch eine Aufwandsentschädigung. Die Mitglieder organisieren die Einsätze, Teams sammeln Spenden für Reise und Unterkunft. Manchmal haben wir das Glück, Medikamente und Nahtmaterial von Firmen zu bekommen. Wir sind in medizinischer und organisatorischer Hinsicht voll verantwortlich und einer strengen Dokumentation unterworfen.

„Interplast (hat) eine Bilanz, die vielen Hilfsorganisationen zum Vorbild gereichen sollte. Dank des außerordentlichen Engagements aller Mitglieder (…) fließen über 90 Prozent der Einnahmen in die Projekte. Bewertung: empfohlene Hilfsorganisation.“ Charity-Watch

Am Anfang eines Interplast-Einsatzes steht ein Piloteinsatz: Ein kleines Team fährt in ein Land, um herauszufinden, ob vor Ort ein tragfähiges Projekt aufgebaut werden kann. Gibt es bedürftige Patientinnen und Patienten? Eine minimale Krankenhausstruktur? Engagierte Menschen, auf die man sich verlassen kann?

Für den Einsatz wird ein Operationsteam aus erfahrenen Chirurgen, Narkoseärzten, OP-Schwestern und -Pflegern zusammengestellt. Er dauert in der Regel zwei bis drei Wochen. In dieser Zeit versuchen wir, so viele Patientinnen und Patienten wie möglich zu operieren.

Auch die Ausbildung vor Ort ist eines der Hauptziele unserer Einsätze. Es geht darum, den Kolleginnen und Kollegen Operationen zu vermitteln, die zu den örtlichen Bedingungen passen: zum einfachen Material, der Hitze, der fehlenden Sauberkeit, der Konstitution der Patientinnen und Patienten.

Steigende Erwartungen und administrative Hürden machen unsere Hilfseinsätze in Zukunft sicher nicht einfacher. Aber einige der 40 oder 50 Kinder, die ein Interplast-Team in zwei Wochen operieren kann, bekommen eine Chance auf Zukunft. Sie können dem Teufelskreis aus Armut und Krankheit entfliehen. Ein Grund, weshalb auch weiterhin Interplast-Teams um die halbe Welt fliegen und strapaziöse Anreisen, provisorische Unterkünfte und Malaria in Kauf nehmen, um Kinder zu operieren, die sich eine Operation niemals leisten könnten.

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